Ralf, jeder, der schon einmal geflogen ist, weiß, dass es an Bord der Airliner Rettungsrutschen gibt, die im Notfall zur Evakuierung und als Rettungsinseln fungieren. In den Business-Jets gibt es Life Rafts, also Rettungsboote, die das Überleben auf dem Ozean sicherstellen sollen.
Denken Passagiere von Business-Jets überhaupt an dieses Thema?
„Die meisten Passagiere denken sicherlich nicht an Life Rafts, wenn sie an Bord eines Flugzeugs gehen. Nur im Notfall würde man sich Gedanken machen und wird froh sein, dass es diese topausgestatteten Rettungsinseln gibt.
Grundsätzlich muss ein Business-Jet, der größere Entfernungen über offene Gewässer fliegt, mit solchen Rettungsinseln ausgestattet sein.“
Wie kann man sich so eine Rettungsinsel an Bord eines Business-Jets oder Helikopters vorstellen?
„Zunächst einmal ist es so, dass sich an Bord durchaus mehr als ein Life Raft befinden kann. Die Anzahl der vorgeschriebenen Rettungsinseln und deren Ausstattung definiert sich über verschiedene Faktoren wie z. B. Flugzeugtyp, maximale Passagieranzahl, ob es privat oder kommerziell genutzt wird und wo es zugelassen ist.
Abhängig von den Regularien, unter denen das Flugzeug betrieben wird, können 2 Rettungsinseln vorgeschrieben sein, um eine Redundanz sicherzustellen. Dies bedeutet, dass beispielsweise bei Versagen einer Rettungsinsel immer genügend Kapazität für alle Personen an Bord vorhanden ist.“
Dann müssen nach manchen Vorschriften mindestens 2 Life Rafts an Bord untergebracht werden. Die Rettungsinseln nehmen sicherlich relativ viel Platz in der Kabine ein, oder?
„Das ist richtig. Je nach Platzierungsmöglichkeiten und Kundenwunsch gibt es verschiedene Standorte in der Kabine, um die Rettungsinseln unterzubringen. Man möchte in erster Linie Platz sparen den Raum in der Kabine optimal nutzen. Da kann es sein, dass sich 3 kleinere Rettungsinseln besser verstauen lassen als 2 größere.
Dazu beraten wir unsere Kunden auch gerne direkt vor Ort und können ihnen für die jeweilige individuell ausgestatte Kabine die optimalen Stellen zum Einbauen empfehlen – und auch die dafür passenden Packformate, von denen es viele verschiedene gibt. Die Auswahl an Möglichkeiten ist also sehr groß.
Wir arbeiten immer mit dem Ziel, die Kabine platztechnisch effizient zu nutzen, um beim Fliegen für den Passagier für mehr Komfort zu sorgen. Hier haben wir schon sehr lange Erfahrung.“
Seit Juli 2020 sind wir WINSLOW Authorized Repair Station und bieten sämtliche Serviceleistungen an Rettungsinseln der Winslow LifeRaft Company, a division of Collins Aerospace.
Erfahren Sie mehr über Winslow LifeRaft Company
1. Dichtigkeitsprüfung des Liferafts
Die Rettungsinsel wird hierbei mit normaler Druckluft aufgepumpt, um es auf Dichtigkeit zu prüfen. Schwankungen der Raumtemperatur wirken sich auf den Druck der Rettungsinseln aus. Am Ende wird geprüft, ob die Werte im Toleranzbereich liegen.
Falls wir Undichtigkeiten feststellen, werden diese von uns repariert, um damit die Funktionstüchtigkeit des Life Rafts wiederherzustellen. Nach Ende der Lebensdauer eines Life Rafts kümmern wir uns selbstverständlich auch um den Austausch. Selbstverständlich können Sie jederzeit bei uns direkt ein neues Winslow-Life Raft bestellen.
2. Hydrostatiktest des Zylinders
Wenn man im Notfall die Reißleine zieht, aktiviert man den Zylinder der Gasflasche, wodurch die Rettungsinsel mit einem CO2/N2-Gasgemisch aufgeblasen wird. Beim Hydrostatiktest wird die Gasflasche überprüft. Diese Tests sind in der Luftfahrt für alle an Bord befindlichen Gasflaschen, wie bspw. für Sauerstoff oder Halon, vorgeschrieben.
Wir informieren unsere Kunden über aktuelle Service Bulletins der Hersteller, damit diese bei der nächsten Wartung mitberücksichtigt werden können.
Ralf, was sind denn die Bestandteile des ELT-Tests?
„Auf den Rettungsbooten befinden sich mittlerweile moderne 406mHz ELTs, die ihre Signale direkt an einen SAR-SAT (Search & Rescue-Satellit) übertragen und dadurch eine viel genauere Ortung gegenüber älteren Systemen ermöglichen. Diese Signale übermitteln neben der Position weitere Informationen wie beispielsweise die Flugzeugregistrierung, die ELT-Serialnummer oder die Mode-S Transponderadresse des Flugzeugs. Bei dem ELT-Test wird unter anderem die Funktionstüchtigkeit und die Laufzeit der dazugehörenden Batterien überprüft.“
Wenn ein Business-Jet umregistriert wird, muss nicht nur der Flugzeug-ELT durch unsere Avionik, sondern auch der ELT im Life Raft entsprechend neu programmiert werden.
Wenn bei Aero-Dienst im Bereich SALES Flugzeugtransaktionen laufen, sind die Klienten dankbar, wenn wir sie auf solche Themen aufmerksam machen.
Und wo genau befindet sich der ELT des Life Rafts, wenn man ihn für die Umprogrammierung braucht?
"Es kommt auf den ELT-Typen an. Je nach Hersteller befindet sich dieser fest installiert innerhalb des Rafts und sendet automatisch, sobald sich die Rettungsinsel aufbläst. Oder der ELT befindet sich im SEP-Kit. Das SEP-Kit ist das “Survival Equipment Pack. Dieses befindet sich wahlweise innerhalb des Life Rafts, oder ist als zusätzlicher externer Beutel - dem Ditch-Kit - außen am Raft befestigt."
Nutzen Sie unseren 24h AOG-Service für Life Rafts.
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4. Überprüfung des SEP-Kits (Survival Equipment Pack):
Je nach Zulassungsraum des Business-Jets variiert die vorgeschriebene Ausstattung des SEP-Kits. Die einzelnen Elemente des SEP-Kits werden auf ihre Funktionsfähigkeit und ihr Ablaufdatum kontrolliert und ggf. ausgetauscht bzw. die Batterien ersetzt.
Das SEP-Kit beinhaltet folgende Bestandteile:
Diese Bestandteile werden nach dem Overhaul in logische Gruppen zusammengefasst und separat vakuumverpackt bevor diese im SEP-Kit verstaut werden.
Essensrationen sind entsprechend der länderspezifischen Vorgaben vorhanden und werden ebenso wie Taschenlampen und Batterien auf Ablauf und Funktion getestet.
Ebenso werden das Aerial Flare (Signalrakete) und das Laser Flare überprüft und deren Funktionstüchtigkeit bis zum nächsten Wartungszyklus garantiert.
Das Laser Flare ist ein weiteres Beispiel für die Innovationsstärke von Winslow. Bereits im Jahr 2015 war Winslow der erste Hersteller, der seine Life Rafts serienmäßig mit Laser Flares ausstattete. Das Laser Flare ist eine Art Laser-Taschenlampe, die mit ihrem Schein einen Fächer bildet. Dieser Fächerlaser ermöglicht, auf dem Meer besser gesehen zu werden.
Der Wassermacher wandelt Seewasser durch Umkehrosmose in Trinkwasser um. Beim Overhaul wird mit einem Messgerät das produzierte Trinkwasser über die elektrische Leitfähigkeit auf eine nicht zu überschreitende Partikeldichte (ppm = parts per million) hin untersucht, um die Trinkwasserqualität gewährleisten können
Die komplett verschließbare Überdachung sowie deren Reißverschlüsse werden überprüft. Auch die an der Überdachung befestigten Lichter, deren Batterien auf Wasser reagieren, werden getestet sowie die am Life Raft-Dach befindlichen licht- und radarreflektierenden Aufkleber. Diese Radarreflektoren reflektieren Radarsignale von Schiffen und lassen die Rettungsinsel auf dem Radarschirm vergrößert erscheinen als sie in Wirklichkeit sind. Somit kann eine Rettungsinsel wesentlich besser gefunden werden.
Der automatisch aufgehende Stoffanker dämpft die Auf- und Abwärtsbewegungen der Rettungsinsel auf den Wellen; die unter dem Raft angebrachten Ballast Bags füllen sich automatisch mit Wasser und sorgen auch bei stürmischer See für Stabilität und verhindern ein Kentern der Rettungsinsel. Diese Bestandteile werden auf mögliche Defekte untersucht.
Die Luftpumpe wird auf ihre Dichtigkeit hin überprüft. Sie dient dazu, den Boden des Life Rafts aufzupumpen; der Rest der Rettungsinsel, inklusive des Daches, wird mit der Gasflasche aufgeblasen.
Das Erste-Hilfe-Set mit seinen klassischen Bestandteilen und der enthaltenen Medizin wird auf sein Ablaufdatum überprüft und ggf. ausgetauscht.
Im SEP-Kit befinden sich auch ein Reparatur-Kit, mit dem im Notfall die Rettungsinsel geflickt werden kann, sowie ein Kompass und eine Pfeife. Die Standardausstattung des SEP-Kit variiert nach Registrierungsort des Business-Jets, wodurch sich auch die Anforderungen an den Overhaul ändern.
Ralf, Sie sagten die Anforderungen an den Inhalt der SEP-Kits unterscheiden sich in den jeweiligen Regionen, für die der Business-Jet zugelassen ist. Bedeutet dies, dass man bei einer Umregistrierung auch an das SEP-Kit denken muss?
„Ja, genau. An der Partnummer des Life Rafts sieht man z. B. nicht nur die Life Raft-Größe und den ELT-Typen, sondern auch den Inhalt des SEP-Kits. Wenn der Kunde nun sein Flugzeug umregistrieren lässt, muss nicht nur der ELT umprogrammiert werden, sondern es muss auch geprüft werden, ob das SEP-Kit noch das richtige ist. Wenn das SEP-Kit ausgetauscht wird, muss in der Folge auch die Partnummer des Life Rafts geändert werden.“
Ralf, das hört sich nach viel an. Meinen Sie, man sieht also gar nicht unbedingt, was Sie im Hintergrund tun?
„Zu einem Life Raft-Overhaul gehört viel mehr als man im ersten Moment denkt. Der Kunde sieht maximal das verpackte Life Raft und kann nur erahnen was alles darin enthalten ist. Das ist anders als beispielsweise bei einem Interior-Auftrag, bei dem jedes Detail vorab besprochen werden muss.“
Ralf, was geschieht am Ende des Overhauls, wenn ihr fertig seid?
„Wir erstellen am Ende des Overhauls ein Zertifikat, in dem die Funktionstüchtigkeit des Life Rafts für die nächsten 3 Jahre bescheinigt wird.“
Hierbei handelt es sich um ein:
- EASA Dual-Release für europäisch und amerikanisch-registrierte Flugzeuge (EASA Form 1 und FAA 8130-3)
Auf Wunsch erstellen wir auch ein:
- Triple-Release (EASA Form 1; FAA 8130-3; TCCA) für europäisch, amerikanisch und kanadisch registrierte Business-Jets
„Am Ende des Auftrags erhält der Kunde dieses Zertifikat zusammen mit der SEP-Liste und dem Shop-Report.“
Ralf, welches ist die forderndste Aufgabe beim Overhaul?
„Tatsächlich ist es das Verpacken des Rettungsbootes (mit einem Lächeln…). Das kennt jeder vom Einkauf einer Luftmatratze im Urlaub. Man holt sie aus der Originalverpackung heraus und sieht sich dann am Ende des Urlaubs damit konfrontiert, diese wieder hier hinein zu bekommen. Dies erfordert Zeit, sehr große Sorgfalt und Übung.“
Unsere letzte Frage zum Schluss: Wer sind Ihre Kunden?
„Unsere Kunden sind andere Instandhaltungsbetriebe, Geschäftsflugzeug- und Helikopterbetreiber, Flight Departments und private Flugzeugbesitzer. Unsere Ansprechpartner dort sind Mitarbeiter aus der Arbeitsvorbereitung, aus der CAMO oder die Eigentümer selbst, denen wir mit Rat und Tat zum Thema Life Rafts zur Seiter stehen. Dafür sind wir da.“
Hier erfahren Sie mehr über uns oder unsere Leistungen in der Aircraft Maintenance.
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